In der 6. Ausgabe "Historikus Vogtland" (Ausgabe November - Dezember 2006)
lesen Sie unter anderem folgende Beiträge:

 

Titelthema: Perlenfischerei
Der Schatz aus der Elster / Perlen für den Dresdner Hof

... aus dem Inhalt:

Nirgendwo in Deutschland gediehen die Muschelbänke so prächtig wie in den vogtländischen Gewässern. Fast 400 Jahre holten staatlich bestellte Perlenfischer die Einschlüsse der Schalentiere aus der Elster und ihren Nebenbächen. Die schönsten und wertvollsten Exemplare sind heute im Grünen Gewölbe zu bewundern.

Die echte Flussperlmuschel war in Deutschland immer nur im sächsischen Vogtland, im nördlichen und östlichen Bayern sowie in der Lüneburger Heide in beachtenswerter Menge vorhanden. Im Vogtland beschränkte sich der Lebensraum auf die Weiße Elster von ihrem Oberlauf bis unterhalb Elsterbergs, ferner auf die meisten Nebenflüsse und die an ihr liegenden Mühlgräben.

Dresdner Hof kassierte Ausbeute
Den Schatz zu heben begannen 1569 Heinrich Aken und Kaspar Eberhard. Kurfürst August von Sachsen beauftragte die beiden Männer, im Elstergebiet nach Perlen zu suchen. Als Jahressalär erhielten sie bescheidene zehn Taler, von den gefundenen Muscheleinschlüssen dagegen bekamen sie nichts ab. Die kassierte der Dresdner Hof. Die Perlenfischerei erhielt einen weiteren Aufschwung, als am 8. Juli 1621 Kurfürst Johann Georg I. den Bürger und Tuchmacher Moritz Schmirler zum „Kurfürstlichen Perlenfischer“ ernannte. Dieses Amt war mit einer jährlichen Besoldung von 30 Gulden verbunden und vererbbar. Die Perlenfischerei wurde damit zum Regal (Hoheitsrecht) erhoben und somit unter staatlichen Schutz gestellt. Ein Mandat vom 5. November 1685 bestätigte diesen Status, nach dem das Perlensuchen für Privatpersonen tabu war. Die Familie Schmirler, später Schmerler geschrieben, übte das Amt der Perlenfischer bis in das 20. Jahrhundert aus. ...

 
Ort: Schöneck
Die Stadt mit der verschwundenen Burg
... aus dem Inhalt:


Beim Bier hörte der Spaß auf

Zuerst bestellten die Schönecker ihre Äcker, weideten das Vieh, brauten ihren Gerstentrank und zürnten, wenn in der Nähe fremder ausgeschenkt wurde. Später drehten Hunderte von Händen tagein, tagaus Zigarren, und schließlich hielt der Fremdenverkehr Einzug.

Dass Schöneck seine Existenz einer Burg verdankt, weiß vermutlich nicht einmal jeder Einheimische. Denn von dem einstigen Trutzbau ist nichts übrig geblieben. Die Feste stand dort, wo sich heute der Alte Söll über die Landschaft erhebt. Spätestens wenn man oben steht auf dem Aussichtsplateau, wird einem klar, warum sich die alten Rittersleut’ vor Zeiten hier niedergelassen haben. Der Blick reichte (und reicht) über das Elstergebirge und das Elstertal bis zum Fichtelgebirge und zum Thüringer Wald. Ideale topographische Verhältnisse, um schon auf Kilometer zu erspähen, wer sich der Ansiedlung näherte.
Ein Dutzend Stichpunkte hinter einer Glastafel am Fuße des Alten Söll, der sich nur wenige Schritte entfernt von der St.-Georg- Kirche erhebt, weist heute auf die Geschichte der Burg hin. Mehr kann man natürlich im örtlichen Museum erfahren, wenn man sich denn mal auf den Weg dorthin macht. ...

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Weihnachten
Schwere Zeiten früher
... aus dem Inhalt:


Nicht immer ein Fest des Friedens

Seuchen, Brände, Missernten, Kriege: Unsere Vorfahren hatten oft nur wenig Grund, sich auf die Weihnachtszeit zu freuen, so wie es für uns heute selbstverständlich ist.

Annalen eingegangen, denn 1632, mitten im 30-jährigen Krieg, hatten die Scharen des Generals Holk in Plauen vier Tage lang gewütet. Nach der Plünderorgie standen viele Einwohner völlig mittellos da.
1706 bekamen die Plauener erneut Besuch, und wieder war der ungebeten. Schwedenkönig Karl XII. lag im Clinch mit dem starken August, ausbaden mussten es, wie immer, die Untertanen. Schwedische Truppen bezogen in Plauen Winterquartier und erpressten von der Bevölkerung an Geld und Naturalleistungen, was immer sie bekommen konnten.
Überhaupt war das Militär einer der wesentlichen Gründe für verdorbene Festtage. Beispielsweise 1758, als preußische Truppen, wie so oft in jenen Jahren, über Weihnachten in Plauen lagerten. Selbstverständlich zahlten die Einwohner die Zeche in Form hoher Kontributionen. Dabei war der Verlust von Hab und Gut noch nicht einmal die schlimmste Heimsuchung! Die Armee mit dem Staate hintendran füllte im besetzten Sachsen auch gleich ihren Heeresbestand auf – gerade um die Weihnachtszeit 1758 wurden junge Männer aus dem Vogtland zwangsweise rekrutiert in die friderizianische Armee, die für ihren menschenverachtenden Drill berüchtigt war. ...

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Kaleidoskop
Hermann Gerisch: Dr billige Kolenner
... aus dem Inhalt:


Dr billige Kolenner
Der billige Kalender (leicht gekürzt)
von Hermann Gerisch, Lengenfeld

E Kolenner is früher be manning Leit oft ‘s aanzige Buch drin ganzen Haus geween. Nu, ganz stimmt des emende net. Zer Hochzig is nämlich meestens e Bibel oageschafft wurn, und der Kinner habn ja aah ihre Schulbücher gehatten: de Fibel und ‘s Realienbuch. Velleicht höt’s noch e Doktorbuch gebn, aber noochert ist aah gleich alle geween. Drin sue en Hauskolenner oder Familienkolenner is hinter jeden Datum e weng Platz zen Schreibn geween. Do is oagemerkt wurn, wenn se de Kuh decken loon hatten, wenn de Zieg geführt wurn woar, wenn se de Gluck mitn Eiern oagesetzt hatten, wenn de Erdepfel und de Rubn gesteckt wurn sei, wenn’s Korn geseet wurn woar und lauter sette wichtigen Tog. Aah ‘s Wetter is aufgeschriebn wurn, net gerod jeden Tog, aber wenn’s emoll arg gewittert oder goar gehoagelt hatt oder wenn’s ne erschten Schnie gebn hot. Aah de Geburtstog sei neikumme, de Hochzing und Kindtaafen und aah, wenn aans gestorbn woar. ...

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Kaleidoskop
Episode: Max Hölz in Plauen / Stichwort: Inflation
... aus dem Inhalt:


Episode

„Die Mißwirtschaft des Verbrechers Hölz beseitigen“

Als Max Hölz im ausklingenden Winter 1920 das Vogtland aufmischte, hatte das Reich gerade einige unruhige Tage hinter sich. Schuld daran war der Putsch eines Herren Kapp. Der preußische Generallandschaftsdirektor erklärte sich, unterstützt von Teilen der Reichswehr und Freikorps-Einheiten, am 12. März zum Reichskanzler. Daraufhin legten am 15. März, einem Montag, in ganz Deutschland die Menschen die Arbeit nieder – Generalstreik.
So war die Lage, als am Dienstag, dem 16. März, aufgebrachte Massen durch Plauen zogen. Ein Teil der Revoltierenden forderte vor dem Rathaus die Herausgabe des Oberbürgermeisters und des Polizeidirektors als Geiseln, ein anderer lieferte sich im Westend Straßenschlachten mit dem Militär. Es fielen Schüsse, und es gab Opfer: sieben Tote und 15 Verletzte. Am 17. März warfen die Putschisten das Handtuch. Der Generalstreik wurde tags darauf aufgehoben, die Leute gingen wieder an die Arbeit. In den frühen Morgenstunden des 20. März verließ die Reichswehr, die zur Niederschlagung der Unruhen angerückt war, Plauen. Der Alltag schien zurückgekehrt. ...

Stichwort

Inflation
Tobsuchtsanfall beim Geld zählen

Was war das für eine verrückte Zeit, wo kein Mensch mehr einen 1.000-Mark-Schein haben wollte, weil schon eine kleine Briefmarke eine Million kostete? Wo die Sparkasse Summen unter 100 Millionen gar nicht mehr buchte? Wo ein Facharbeiter 20.000.000.000.000 (Billionen!) Mark verdiente und man für 4,2 Billionen Mark gerade einen einzigen Dollar bekam? Wo am Ende die Reichswehr ausrückte, um das aufgebrachte Volk wieder zur Räson zu bringen?
Ein Menschenalter ist es her, dass die Reichsmark in den Abgrund stürzte. 1923 hatte die Geldentwertung in Deutschland ihren traurigen Höhepunkt erreicht, Hyperinflation nennen die Finanzwirtschaftler dieses finale Stadium. Die Ursache des kolossalen Währungsverfalls ging zurück auf den Ersten Weltkrieg. Waffen, Munition, die Ausrüstung und Versorgung des Heeres kosteten Unmengen. Um das zu finanzieren, ließ die Regierung immer mehr Papiergeld drucken, das durch die Goldreserven, Waren und anderes Volksvermögen immer weniger gedeckt war. Nach dem erhofften Sieg sollten unter anderem Reparationen den unvorstellbaren Schuldenberg wieder abtragen. ...

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Heimatdichtung
Gotthold Roth: War ne Schoden hod
... aus dem Inhalt:


War ne Schoden hot ...
nacherzählt von Gotthold Roth, Greiz

In en klaan Näst druum Ewerland kährt emol ä Gräzer Kaufmann ei un bläbbt iwer Nacht. Frih denkt ‘r: ‘Mei Bart is schun widder racht stachelig, su kann ich doch heit nett lafen“, un er froget ne Wert, ob in Dorf nett ä Balwier wuhnet.
„Näh“, sogt dr Wert, „dann hamm mer nett, bei uns balwiern se sich alle salwer. Ower änne Fra hammer do, die sell ganz schie balwiern.“
„I, des gieht doch nett“, soget der Fremme, „vun än Weibsen sich’s Gesicht ausästen lässen. Des ho ich in mein Lahm noch nett gesah und gehärt. Nä, des gieht nett. Dodruvn därft ich meiner Alten nischt drzehln.“
„I, des is wätter nischt; un ooschohm lässen missen Se sich schun. Se sanne sähr will’ aus. Außer, ich will Se wos soong: Ich will Se mei Masser gahm, ‘s is ower ä wingk stumpf.“
„In Himmles willn, ich ho mich ä änzigs Mol salwer balwiert und ho mer ball de Gorchel oogeschnieten. Alles, när däs nett!“ ...

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Person
Karl May : Gebüffelt am Plauener Lehrer-Seminar
... aus dem Inhalt:


Seuche der Onanie

Leicht war die Zeit im Plauener Lehrerseminar nicht für den Zögling Karl May. Die Studenten knüppelten im Unterricht, sangen in der Freizeit geschlossen im Kirchenchor, und selbst unter der Bettdecke kamen die Schulbeamten den Seminaristen auf die Schliche.

Papa Winnetou hatte Mist gebaut als Halbwüchsiger. Im zarten Alter von 17 ließ Karl May in der Weihnachtszeit sechs Talgkerzen mitgehen. Das genügte, um den Webersohn aus Ernstthal von der Waldenburger Schule zu schmeißen. Vor versammeltem Kollegium verkündete der Rektor der Lehrerbildungsanstalt, Dr. Schütze, am 28. Januar 1860 die Entscheidung. Ein peinlicher Augenblick!
Das Kapitel Waldenburg war damit erledigt für den jungen May. Doch wie weiter? Seine Ausbildung zum Lehrer wollte er abschließen. Für diesen Beruf beschrieb der Verstoßene eine solche „Vorliebe“, dass es ihm „ unmöglich war, denselben aufzugeben“.
Der Ernstthaler Ortspfarrer redete May wohl zu, sich mit einem Gnadengesuch an das sächsische Kultusministerium zu wenden. In Dresden ließ man Milde walten; der Antragsteller durfte sein Studium fortsetzen – allerdings an einem anderen Lehrerseminar. May bewarb sich im entfernteren Plauen, vermutlich aus rein praktischer Erwägung: In Plauen begann das Schuljahr zu Ostern (in Waldenburg zu Michaelis – 29. September), der Neue hätte also im Frühsommer 1860 nahtlos in der zweiten (zweithöchsten) Klasse weitermachen können. ...

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Kaleidoskop
Seit wann gibt es eigentlich ... Gummi? / Redewendung / Buchtipp
... aus dem Inhalt:


Technik

Seit wann gibt es eigentlich ... Gummi?

Gummimaterialien, die aus dem Ausfluss verschiedener Pflanzenarten gewonnen wurden, spielten bereits vor mehr als 3.500 Jahren eine Rolle. Wissenschaftler glauben, dass schon zu dieser Zeit den indianischen Ureinwohnern Mittelamerikas die Kaltvulkanisation unter Zuhilfenahme von Pflanzenextrakten bekannt war. (Als Vulkanisation bezeichnet man ein chemisch-technisches Verfahren, bei dem Kautschuk vom plastischen in einen elastischen Zustand vesetzt wird.)
Auch den Ägyptern war in ihrer Spätzeit Gummi nicht unbekannt. 500 Jahre vor der Zeitenwende verwendeten sie das Komi genannte Naturprodukt zum Kleben, zum Anreiben von Schreibfarbe und auch beim Balsamierungsprozess Verstorbener. Unser heutiges Wort Gummi leitet sich übrigens von Komi ab. Die Europäer wurden auf das Material erst 2.000 Jahre später aufmerksam. Der Weltensegler Kolumbus und seine Männer staunten nicht schlecht, als sie bei ihrer Entdeckung der Neuen Welt (um 1500) auf Haiti Kinder mit springenden Bällen spielen sahen. Auf die Idee, die Hüpfdinger mit nach Europa zu nehmen, kamen sie allerdings nicht. ...

Redewendung

Das sind doch alte Kamellen

Damit sind nicht die noch aus dem letzten Rosenmontagszug übrig gebliebenen Süßigkeiten gemeint, sondern Kamillenpflanzen. Wenn man Kamille zu lange lagert, gehen Aroma und Heilkraft verloren. Mit den alten Kamillen kann der Apotheker nichts mehr anfangen.

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Verein
Vogelschützer: Einsatz für die heimische Tierwelt
... aus dem Inhalt:


Plauen gab 30 Mark im Jahr

Dem Schutz der heimischen Vogelwelt fühlten sich naturverbundene Plauener schon vor 130 Jahren verpflichtet. Selbst die Stadt ließ sich nicht lange bitten und trat dem Bund für Vogelschutz bei. In der DDR leisteten die Hobby-Ornithologen vor allem auch wissenschaftliche Arbeit.

Die stürmische industrielle Entwicklung und die rasche Verstädterung der Bevölkerung im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts nagten kräftig an den Ressourcen der Natur und den Umweltbedingungen in unserer Heimat. Viele besorgte, der Heimat und der Natur verbundene und zukunftsorientierte Menschen betrachteten diese Situation schon damals bewusst kritisch. Immer mehr setzte sich die Erkenntnis durch, dass für den Schutz der Natur aktiv etwas getan werden müsse.
Wie im gesamten Deutschen Reich, so haben auch in Plauen diese Bestrebungen ihren Niederschlag in der Bildung von Vereinen gefunden, die sich den Schutz der natürlichen Tier- und Pflanzenwelt zur Aufgabe machten.
Wichtige Voraussetzung für die vogelschützerische Tätigkeit waren die vom damals regierenden König Johann von Sachsen bzw. seinem Innenministerium zwischen 1864 und 1872 erlassenen Rechtsvorschriften. Dazu gehörten insbesondere die Gesetze, „... die Ausübung der Jagd betreffend“ und „... die Schonzeit der jagdbaren Thiere betreffend“ sowie die Verordnungen „... das Verbot des Fangens und Schießens der kleineren Vögel betreffend“ und „... das Fangen und Schießen von Ziemern und Drosseln betreffend“. ...

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Kaleidoskop
Museen, Ausstellungen
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Rätsel
Junkerland in Bauernhand / In welchem Ort steht diese Kirche?
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