In der 5. Ausgabe "Historikus Vogtland" (Ausgabe September - Oktober 2006)
lesen Sie unter anderem folgende Beiträge:

 

Titelthema: Fremdherrschaft
Erstes Gefecht um Schleiz - Napoleons Herbstfeldzug 1806

... aus dem Inhalt:

„Das ist eben der Krieg“
Vom 9. zum 10. Oktober 1806 übernachtete Napoleon im Schleizer Schloss. Der mächtigste Mann Europas kam nicht auf Einladung des Hausherren, Reußenfürst Heinrich – er hatte gerade sein erstes Gefecht gegen die verbündeten Preußen und Sachsen gewonnen.

Seine kriegerischen Geschäfte führten den großen Napoleon Bonaparte überall hin nach Europa und zweimal auch ganz in unsere Nähe. Auf seiner Reise zur Grande Armée übernachtete er 1812 bekanntermaßen im heutigen Vogtlandmuseum in Plauen. Sechs Jahre zuvor hatte der Kaiser der Franzosen die Gegend schon einmal „beehrt“ – als Herr über 160.000 Soldaten. Der Waffengang gegen Preußen stand im Herbst 1806 im Kalender der Weltgeschichte, und zum ersten Gefecht des Krieges trafen die Gegner in Schleiz aufeinander.

Vorgeschichte
Im deutschsprachigen Raum standen Napoleons Hegemonieansprüchen zwei ernstzunehmende Widersacher entgegen: Österreich und Preußen. Den Habsburgern zeigte der Franzose 1805 bei Ulm und Austerlitz (2. Dezember, österreichisch-russische Niederlage), wer die Nummer eins auf dem Kontinent ist. Mit den deutschen Klein- und Mittelstaaten machte der Korse ein halbes Jahr später wenig Federlesens. 16 süd- und westdeutsche Reichsfürsten, darunter Bayern, nahm er im Rheinbund (12. Juli 1806) als „Protektor“ an die Kandare. Blieb noch Preußen. Nach Austerlitz mischte sich Napoleon immer unverhüllter in dessen Angelegenheiten. Für einen souveränen Staat ziemlich demütigend. Als dann Berlin auch noch Wind von Geheimverhandlungen der Franzosen mit England über die Rückgabe Hannovers bekam, war das Fass am Überlaufen. Anfang August 1806 konnte der zaudernde Friedrich Wilhelm III. nicht mehr anders, als die Mobilmachung zu befehlen. Napoleon nahm das preußische Säbelrasseln zunächst nicht weiter tragisch. Erst als Zar Alexander Anfang September den bereits ausgehandelten russisch-französischen Friedensvertrag nicht bestätigte, wurde er hellwach. Ein Bündnis Russlands und Preußens hinter seinem Rücken witternd, ließ der Kaiser seine in Süddeutschland stehenden Truppen zusammenziehen. Am 26. September 1806 reiste er aus Paris zur Armee ab. Der Krieg schien sich nun nicht mehr abwenden zu lassen. Zu jener Zeit gehörte das Militär im vogtländisch-ostthüringischen Raum längst zum Alltag. Seit einem Dreivierteljahr bastelten Preußen und das mit ihm verbündete Sachsen an ihrer Verteidigungsbereitschaft. Bereits im Oktober 1805 hatte das Kurfürstentum sein gesamte Armee in Kriegszustand versetzt. 22.000 Mann wurden unter den Befehl des preußischen Oberkommandierenden Fürst von Hohenlohe gestellt. Zudem marschierten die Preußen in Sachsen ein, auch dazu hatte Friedrich August seinen Segen gegeben. ...

 
Schule
Befehl Nr. 40: Der Unterricht beginnt am 1. Oktober 1945
... aus dem Inhalt:


Lehren für zweifünfzig die Stunde
Am 1. Oktober 1945 gingen im Vogtland wie in der gesamten Sowjetischen Besatzungszone die Kinder wieder zum Unterricht. Die Schulmeister mussten improvisieren können – und wussten dabei noch nicht einmal, was sie verdienen.

Daran zu glauben, dass der Schulbetrieb in absehbarer Zeit wieder halbwegs normal verläuft, dazu gehörte im Sommer 1945 schon eine gehörige Portion Optimismus. Nach dem Zusammenbruch des „Tausendjährigen Reiches“ stand das Bildungswesen praktisch vor der Stunde Null. Die Lehrpläne aus der NS-Zeit waren nicht mehr zu gebrauchen, ebenso wenig die meisten Schulbücher. Die Lehrerschaft galt als politisch kompromittiert, hatte fast geschlossen der NSDAP anghört. In vielen Schulen hausten Flüchtlinge und Evakuierte, in anderen, zu Hilfslazaretten umfunktionierten, rangen Kriegsverletzte um ihr Leben, wieder andere waren von der Roten Armee besetzt oder, in Plauen nach den Bombenangriffen, über Nacht ganz ausradiert worden. Ja selbst an einfachsten Unterrichtsmitteln wie Bleistiften und Schreibpapier mangelte es in diesem einzigen großen Provisorium.
Dennoch oder besser gerade deshalb drängten die sowjetischen Stadtkommandanten und ihre Bildungsoffiziere, die Schulen so schnell wie möglich wieder flott zu machen. Es mussten wieder feste Regeln her in diesen Tagen und Wochen der Anarchie, in denen jeder damit zu tun hatte, sich und die Seinen mit dem Elementarsten zum Leben zu versorgen. Es ging um die Rückkehr zur Normalität im Alltag, wozu auch die Schule gehörte. Und es ging natürlich auch darum, schnellstmöglich mit der geistigen Umerziehung einer entwurzelten Jugend zu beginnen. ...

... zurück
Ort: Netzschkau
Der lange Weg zur Stadt
... aus dem Inhalt:


Die Herren von Netzschkau ließen sich gleich mehrere Male bestätigen, dass ihr Besitz eine Stadt ist. Doch bis sich die beschauliche Ortschaft zu einem richtigen Gemeinwesen emporschwang, dauerte es noch etliche Generationen.

Die Geschichte von Netzschkau begann lange mit einer Ente. In den Jahren 1140 und 1271 soll das Dorf die beiden ersten Male erwähnt worden sein, steht in älteren Chroniken zu lesen.
Keine Spur, meint Bernd Scholz, der Netzschkauer Ortschronist. Beide Jahreszahlen sind nicht nachweisbar, die entsprechenden Schriftstücke als Fälschungen aufgeflogen. Tatsächlich stammt die älteste Quelle, in der Netzschkau genannt wird, von 1351. Eine Ansiedlung war das Dörfchen zu jener Zeit, mit wenigen Häusern, das zur Herrschaft Mylau gehörte.
Nachdem der Mylauer Besitz um 1450 geteilt worden war, trat Netzschkau aus dem Schatten der Nachbargemeinde heraus. Der Ort, im Ganzen nicht mehr als 14 Bauernhöfe und zwei Mühlen, wurde nun selbst zum Mittelpunkt einer Grundherrschaft, zu der Irfersgrün, Pechtelsgrün, Stangengrün und andere Dörfer aus der Umgebung gehörten.
Herr über diesen bescheidenen Flecken Land war ein ehrgeiziger Edler, dessen Eifer Netzschkau zwei große Dienste erwies. Zum einen ließ Caspar Metzsch um 1490 ein neues Schloss bauen. Keine Anlage mit dicken Mauern und Wassergraben, wie sie seine Vorfahren bevorzugt hatten, sondern ein schmuckes Wohnschloss in spätgotischem Stil. Solche repräsentativen Wohnbauten blaublütiger Familien kamen damals gerade in Mode, und Metzschs Schloss war einer der ersten Adelssitze neuen Typs im Kurfürstentum. Noch heute gilt es übrigens als das schönste Schloss im Vogtland. ...

... zurück
 
Heimatdichtung
Hermann Gerisch: Dr billige Kolenner
... aus dem Inhalt:


Dr billige Kolenner
Der billige Kalender (leicht gekürzt)
von Hermann Gerisch, Lengenfeld

E Kolenner is früher be manning Leit oft ‘s aanzige Buch drin ganzen Haus geween. Nu, ganz stimmt des emende net. Zer Hochzig is nämlich meestens e Bibel oageschafft wurn, und der Kinner habn ja aah ihre Schulbücher gehatten: de Fibel und ‘s Realienbuch. Velleicht höt’s noch e Doktorbuch gebn, aber noochert ist aah gleich alle geween. Drin sue en Hauskolenner oder Familienkolenner is hinter jeden Datum e weng Platz zen Schreibn geween. Do is oagemerkt wurn, wenn se de Kuh decken loon hatten, wenn de Zieg geführt wurn woar, wenn se de Gluck mitn Eiern oagesetzt hatten, wenn de Erdepfel und de Rubn gesteckt wurn sei, wenn’s Korn geseet wurn woar und lauter sette wichtigen Tog. Aah ‘s Wetter is aufgeschriebn wurn, net gerod jeden Tog, aber wenn’s emoll arg gewittert oder goar gehoagelt hatt oder wenn’s ne erschten Schnie gebn hot. Aah de Geburtstog sei neikumme, de Hochzing und Kindtaafen und aah, wenn aans gestorbn woar. ...

... zurück
 
Kaleidoskop
Episode: Lokomotivflucht von 1866 / Stichwort: Adressbücher
... aus dem Inhalt:


Episode

Die Lokomotivenflucht von 1866
Noch heute sind sich Preußen und Sachsen nicht immer ganz grün. Doch was sich in der Gegenwart auf neckisches Wortgeplänkel beschränkt, konnte früher auch schnell mal militärischer Ernst werden. Dann ließ das mächtige Preußen Truppen einmarschieren in das kleinere Nachbarland. So geschehen auch 1866 im Preußisch-Österreichischen Krieg, als die beiden deutschen Großmächte um die Vorherrschaft im Lande stritten. Die Soldaten Wilhelms I. besetzten das Sachsenland, dessen König Johann an der Seite Österreichs im Deutschen Bund kämpfte.

Stichwort

Adressbücher
Einmal nachschlagen machte 25 Pfennige Noch langsam, aber stetig wuchs die Einwohnerzahl Plauens in der Mitte des 19. Jahrhunderts. 1850 hatte sie einen Stand von 12.334 Männern, Frauen und Kindern erreicht. Kleinstadtformat noch, aber schon längst groß genug, dass nicht mehr jeder jeden kennen konnte. ...

... zurück
 
Person
Paul Apitzsch : Beruf Lehrer - Passion Wanderer, Dichter, Heimatforscher
... aus dem Inhalt:


„Ein Beamter ist ein unselbständiges Geschöpf“
Seiler wollte Paul Apitzsch werden, oder Schiffsarzt. Auf keinen Fall aber Lehrer. Er wurde es dennoch, und dazu ein bekannter Wanderer, Schriftsteller und Heimatforscher.

Zu den bekanntesten Personen aus der Geschichte der Stadt Oelsnitz zählt der Wanderer, Schriftsteller und Heimatforscher Paul Apitzsch (1873 bis 1949), und sein 1924 erstmals erschienenes Wanderbuch „Wo auf hohen Tannenspitzen“ ist nicht zuletzt dank der Wiederauflage 1990 im Vogtländischen Heimatverlag Neupert in Plauen bis heute in vieler Munde. Geboren 1873 als Sohn eines Seilermeisters und Kleinhändlers mit Kolonialwaren in Pegau südlich von Leipzig, hätte er einiges darum gegeben, in die Fußstapfen des Vaters zu treten. Doch Vater Julius redete ihm das aus, denn er war überzeugt, dass die Seilerei ein aussterbender Beruf ist und „dass der Konsum die kleinen Händler kaputt macht“. Auf die Weltmeere hinausfahren, am liebsten als Schiffsarzt, der nächste Wunsch des kleinen Paul, kam für den Vater erst recht nicht in Frage. Nein, es wird etwas „Ordentliches“ gelernt. ...

... zurück
 
Kaleidoskop
Technik: Seit wann gibt es eigentlich ... elektrisches Licht? / Buchtipp / Redewendungen
... aus dem Inhalt:


Technik
Seit wann gibt es eigentlich ... elektrisches Licht

Feuer hieß das Zauberwort über Jahrtausende. Es wärmte nicht nur, es spendete, als brennender Holzhaufen, als Fackel, Öllampe oder Kerze, auch Licht. Bis vor 200 Jahren war die Menschheit auf das Naturelement angewiesen, dann kam klugen Geistern die Erleuchtung.
Den ersten Schritt auf dem langen Weg zum elektrischen Licht machte Alessandro Volta. Der Italiener entwickelte im Jahre 1800 die erste künstliche Stromquelle, eine leistungsfähige Batterie. Wenig später experimentierte in England Humphrey Davy mit verschiedenen Materialien, die er zum Glühen brachte. Er führte der Fachwelt 1808 den elektrischen Lichtbogen zwischen zwei Stücken Holzkohlen vor – das Prinzip der späteren Bogenlampen. In den folgenden Jahrzehnten arbeiteten Forscher parallel an der Entwicklung dreier elektrischer Lichtquellen: der Lichtbogenlampe, der Gasentladungslampe und der Kohlefaden-Glühlampe. ...

Buchtipp

Redewendungen

... zurück
 
Alltag: Reisen
Langsam kam man zum Ziel
... aus dem Inhalt:


Ankunft in vier Tagen
Nicht der Ferne Osten oder das weite Amerika waren das Ziel einer solchen Reise. Nein, der Fahrgast wollte nur von Plauen nach Dresden. Im Jahre 1808.

Ob arm oder reich, ob jung oder alt – Reisen in früherer Zeit hatte für alle eines gemein: Es war nicht Lust, sondern Frust, beschwerlich und umständlich. Denn der Möglichkeiten, sich über weitere Strecken fortzubewegen, gab es nicht viele. Entweder man nahm die Dienste von Zugtieren in Anspruch, oder man verließ sich auf seine unteren Extremitäten. Deswegen reiste kaum jemand zum Vergnügen, sondern notwendigerweise. Einige Berufsgruppen taten das ihr ganzes Leben lang – Kaufleute, Wanderhandwerker und -mediziner, Missionare und Pilger, Gaukler und Schausteller, Hausierer und Bettler.
Bauern dagegen hatten mit dem Verreisen so gut wie nichts im Sinn. Der Mensch vom Lande, und dort lebten bis vor wenigen Generationen die meisten Deutschen, schaffte es normalerweise nicht weiter als auf den Markt der nächsten Stadt. Dorthin trotteten die Dorfleute vornehmlich zu Fuß, denn die Ochsen, Esel oder Ziegen (seltener Pferde, die waren teuer), die vor den Karren gespannt waren, hatten mit der Ladung genug zu ziehen. Schnell kam der Bauersmann nicht voran, ein Ochsengespann schaffte höchstens 15 Kilometer am Tag. Wollte der Dörfler von, sagen wir Theuma nach Plauen oder Rebesgrün nach Auerbach und zurück, so musste er schon einen Tagesausflug einplanen. ...

... zurück
 
Kaleidoskop
Museen, Ausstellungen
... zurück
 
Rätsel
August Horch in Reichenbach / Wo stand der Fotograf?
... zurück