In der 2. Ausgabe "Historikus Vogtland" (Ausgabe März - April 2006)
lesen Sie unter anderem folgende Beiträge:

 

Titelthema
Person: Lake Placid 1980 - Olympisches Gold für eine Vogtländerin

... aus dem Inhalt:

Was geht in einem Menschen vor, der im ganz normalen Alltag einer von Millionen ist und auf den plötzlich für einen Moment lang die ganze Welt schaut? „So genau beschreiben kann man das nicht", gesteht Marlies Fraas. Sie hat eine solche Situation erlebt, gehört zu den wenigen Menschen, die den Augenblick des totalen Triumphs auskosten durften. Die Klingenthalerin, die heute in Plauen wohnt, holte unter ihrem Mädchennamen Rostock 1980 in Lake Placid olympisches Gold in der 4 x 5-Kilometer-Staffel.
„Die Familie schießt einem durch den Kopf, Freunde, der Trainer, die Mannschaftskameradinnen", fällt ihr nach kurzem Nachdenken ein. „Aber da kommen nur Gedankensplitter, nichts, was man festhalten kann." Nur dass ihr die Tränen liefen, als die Nationalhymne gespielt wurde, daran kann sich Marlies Fraas noch ganz genau erinnern.
Auf Brettern stand das Mädchen schon im Knirpsenalter, wie fast jedes Kind in Klingenthal. Dass sie in der Spur einmal um olympische Medaillen laufen würde, konnten damals selbst die erfahrenen Übungsleiter im Trainingszentrum nicht ahnen. Denn als Unterstufenschülerin überquerte Marlies meist im hinteren Drittel des Läuferinnenfeldes die Ziellinie. Vielleicht wäre die zierliche Kleine auch eine passable Turnerin geworden, ihre zweite Sportart im TZ, doch dann schien der Knoten in der Loipe geplatzt zu sein. Als Siebtklässlerin erhielt sie 1972 die Delegierung zur Kinder- und Jugendsportschule (KJS) des Sportclubs Dynamo im heimischen Klingenthal.
Der Tagesablauf war von nun an konsequent zweigeteilt - in Schule und Training. Jeden Tag zwei Einheiten standen auf dem Programm: Lauf, Cross, Roller, Ausdauer- und Schnellkraft sowie allgemeine körperliche Ausbildung, worunter auch ...

 
Konsum
Handel und Versorgung: Obst und Gemüse - Angebot gut und ausreichend
... aus dem Inhalt:


Als Punkt 18 auf die Tagesordnung gerufen wurde, verfinsterten sich die Mienen der Dezernenten. Denn was Herr Herzfeld den Plauener Stadträten auf deren Dienstsitzung am 22. November 1952 zu berichten hatte, war wenig erbaulich.
Mit der guten Nachricht rückte der Leiter der Abteilung Handel und Versorgung vorsorglich am Anfang heraus: Die Kartoffeleinkellerung war abgeschlossen, der Bezug für das erste Quartal 1953 gesichert.
Dann folgte eine lange Liste des Mangels. Bohnen, Linsen, Reis - gibt es nicht. Eier - Engpass. Obst und Gemüse - die ausgelieferten Mengen reichen zur Versorgung nicht aus, Gemüsekonserven ebenso wenig. Frischfisch - überhaupt nicht, Fischkonserven viel zu wenige. Zucker - Versorgung auf Markenbasis gesichert, auf HO-Basis (freier Verkauf) Problem, da 20 von 50 Tonnen nicht geliefert wurden. Nährmittel auf Hafer-, Gersten- und Weizenbasis - starker Mangel wegen Hamsterkäufen. Butter, Margarine, pflanzliche Fette - Nachfrage weit größer als vorhandene Mengen. Quark - statt Quark Abgabe von Magerkäse. Weihnachtsimporte - Zitronen vorhanden, Orangen und Walnüsse „avisiert". Fleisch - Versorgung fürs letzte Quartal 1952 gesichert...

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Justiz
Rodewischer Prozess von 1755: Protokoll einer Hinrichtung
... aus dem Inhalt:


Am Urteil gab es von vornherein keinen Zweifel. Die Tat war grausam, die blutjunge Täterin geständig. Doch Kopf ab und weiter geht's in der Tagesordnung - so funktionierte die Rechtsprechung im 18. Jahrhundert normalerweise nicht, es sei denn, man hatte gerade die Revolution im Lande. Ansonsten wurde dem Angeklagten der Prozess gemacht, und zwar nach peniblen Regeln.
Das Protokoll einer solchen Verhandlung aus dem Jahre 1755 in Rodewisch ist erhalten geblieben, es wurde 1934 im „Vogtländischen Erzähler", der Sonntagsbeilage der „Auerbacher Zeitung/Rodewischer Tageblatt" veröffentlicht. „Historikus" zeichnet das Ritual dieses Gerichtstags noch einmal nach. (Die Orthografie wurde dabei weitgehend beibehalten, auch die teilweise Groß- und Kleinschreibung desselben Substantivs.)
Von den drei Rittergütern Obergöltzsch, Untergöltzsch und Niederauerbach hatte jedes seine eigene Gerichtsbarkeit (Patrimonialgewalt). Bei Kapitalverbrechen traten die Gerichte aber zusammen, um Recht zu sprechen und das Urteil gleich vollstrecken zu lassen.
Um einen solchen Fall ging es am 22. August 1755. Auf der Tagesordnung des „hochnotpeinlichen HalßGerichts" standen die Verurteilung und Exekution der Maria Rosina Seyfferthin (Seifert). Die 22-jährige Mutter war angeklagt, ihr Kind getötet zu haben...

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Kaleidoskop
Episode: Die Fahrstuhl-Katastrophe / Stichwort: Wölfe und Bären
... aus dem Inhalt:


Die Fahrstuhl-Katastrophe
König Albert (1873 - 1902) war Oberbefehlshaber der sächsischen Armee im deutsch-österreichischen Krieg von 1866 und Generalfeldmarschall des Deutschen Reiches. Ein furchtloser Militär, möchte man meinen, den nichts so schnell aus der Ruhe bringen konnte. Ausgerechnet bei einem an sich harmlosen Besuch in einer Mylauer Fabrik erschreckte sich der kampferprobte Monarch jedoch dermaßen, dass er die Visite Hals über Kopf abbrach und nach Dresden zurückkehrte.
Was war geschehen? ...

Wölfe und Bären
Während heute Naturschützer froh darüber sind, dass sich in der Lausitz eine Handvoll Isegrime angesiedelt hat, waren Wölfe und auch Bären früher in unseren Wäldern nichts so Außergewöhnliches. Konflikte mit dem Menschen ließen sich da nicht immer vermeiden. So sollen im furchtbar kalten Winter 1543 Wölfe in die Schafställe der Bauern eingebrochen sein. Zuweilen gingen die häufig auftretenden Wolfs-rudel sogar Menschen an, schreibt die anerkannte Genealogin Dr. Margarete Raunert in ihrer 1977 gedruckten Schrift „Zur Bevölkerungsgeschichte des oberen Vogtlandes". Köhler, Picher (Pech- macher), Holzfäller und sonstige Waldarbeiter lebten daher nicht ganz ungefährlich, ebenso Pilz- und Beerensucher oder Leute, deren Weg durch den Forst führte. Bei Raunert wird von einem Fall aus Plohn berichtet, wo ein Wolfsrudel eine Familie angriff, die einen Säugling zur Taufe bringen wollte. Das Kleinkind fiel ...

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Heimatdichtung
Willy Rudert: Wie dr Koarl und dr Anton 's Schilaafen gelarnt ham
... aus dem Inhalt:


Traditionspflege oder Heimattümelei? Über Mundartdichtung scheiden sich die Geister. Auf jeden Fall wurde sie früher gern gelesen, besonders auch die Stücke von Willy Rudert. Aus der Feder des Falkensteiners, er lebte von 1884 bis 1949 und war einer der beliebtesten vogtländischen Mundartschriftsteller, stammt der folgende Schwank (nacherzählt aus „Wie iech miech af Weihnachten fraa", Friedrich-Hofmeister-Verlag, Leipzig 1970 - leicht gekürzt).

's is wieder emoll ne Koarl und ne Anton gepassiert, wie dr Schnie sue recht huech gelegn war.
's war an eren Doarschtig ummd, wue de beeden ganz ellaa droa ne Stammtisch gesetzen warn. Dr. Koarl hot e wing nei de Zeiting gespannt. Net lang, do schüttelt 'r sann Kopf rüber und nüber. „Schi, Schi", pröppelt ´r leise vur siech hie. „Schi, Schi!", und immer ärger schüttelt 'r mit ne Kopf (...). ...

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Alltag
Ernährung im Mittelalter: Alle Tage Brei und Grütze
... aus dem Inhalt:


Fett durfte es ruhig ein bisschen mehr sein. Und deftige Portionen gehörten in die Schüssel. Denn im Mittelalter liebte man es opulent bei Tische. Vornehmlich die unteren Bevölkerungsschichten (fr)aßen sich voll, wenn sich die Gelegenheit bot. Wer wusste schon, wann einem so etwas wieder passierte? Außerdem brauchten die Leute Kalorien: Sie leisteten körperliche Schwerarbeit in Stall und Werkstatt.
Gegessen wurde in der bäuerlichen Wirtschaft im Allgemeinen dreimal am Tag. Früh gab es Suppe, Brei oder auch nur eine Schüssel Milch. Zur ersten Hauptmahlzeit saß man am späteren Vormittag zusammen, zur zweiten bei Sonnenuntergang. Während der längeren Sommertage genehmigten sich die Feldarbeiter zwischendurch einen kräftigenden Happen, oft Brot und Käse.
Auch ein Grundherr hatte sich bei seinem Gesinde an diese Essenszeiten zu halten. So stellte der Mainzer Erzbischof Berthold von Henneberg im 15. Jahrhundert für seine Leute folgenden Speiseplan auf: „Jedweder Tagwerker, er arbeite auf dem Felde oder sonst, erhält morgens eine Suppe samt Brot, zum Imbiss (erste Mahlzeit) eine starke Suppe, gut Fleisch und Gemüse und einen halben Krausen (Krug) gemeinen Weins, abends Fleisch und Brot oder eine starke Suppe." ...

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Ortsporträt
Bad Elster: Aufstieg in die Erste Klasse - Das größte Moorbad in Deutschland
... aus dem Inhalt:


Dem Weltbade entgegen!, frohlockte der Bad Elsteraner Apotheker Klingner im „Heimatbuch der Vereinigung vogtländischer Schriftsteller und Künstler" von 1913 über die nahe Zukunft seines Wohnortes. Der Name Bad Elster, so der nebenberufliche Literat, hat „einen hellen Klang in der medizinischen Welt (erreicht), der vollwertig neben dem seiner berühmten böhmischen Schwestern genannt werden kann".
Wir mögen heutzutage womöglich ein wenig schmunzeln über das emphatische Statement des lokalpatriotischen Pharmazeuten. Verstehen kann man seine Begeisterung indessen schon. Denn Bad Elster, und mittendrin der Apotheker selbst, erlebte vor 100 Jahren einen geradezu atemberaubenden Wandel vom kleinen Weberdorf in die Oberklasse des deutschen Bäderwesens. Klar, dass sich da unter der Einwohnerschaft allenthalben Aufbruchstimmung breit machte.
Die gesundheitsfördernde Wirkung jenes aus der Erde sprudelnden Wassers, das viel, viel später als Moritzquelle bekannt wurde, sollen die Einheimischen schon vor 800 Jahren bemerkt haben. Zum ersten Mal in den Fokus der Heilkunde rückte das Dorf Elster aber erst etliche Generationen später. 1669 beschrieb der Plauener Stadtphysikus (Arzt) Georg Leisner die heilende ...

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Kaleidoskop
Gesundheit: Seit wann gibt es eigentlich ... Brillen / Buchtipp / Redewendung
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Traditionslokal
Pfaffenmühle: 122 Jahre in drei Generationen - Rezepte von den Urgroßeltern


Am ersten Abend im Internat stellten sich die Neuen vor, die aus der ganzen Republik nach Waren an der Müritz zum Studium gekommen waren. „Ich bin aus'm Vogtland, aber des werd ihr net kenne", spulte Andrea ihren Vers ab, als sie an der Reihe war. „Klar kenn' ich das", rief da unerwartet eine der neuen Kommilitoninnen dazwischen. „Ich war dort als Kind mit meinen Eltern mal im Urlaub gewesen. Nachmittags sind wir oft eingekehrt und haben Bockwurst gegessen. ‚Die Bockwurst bitte', rief die Wirtin immer zum Fenster raus".
Die Episode liegt mehr als 20 Jahre zurück, die Sache mit der Bockwurst noch einmal zehn, zwölf Jahre länger. Andrea ist die Großcousine der drei Jahnsmüller-Kinder Jürgen, Heiko und Ute, und die Drei amüsieren sich mit ihrer Mutter Gisela noch heute, wenn sie daran denken, dass ihre Pfaffenmühle früher in der halben DDR als stets geöffnete Ausflugsziel bekannt war, aus der niemand hungrig oder durstig weggeschickt wurde...

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Kaleidoskop
Museen, Ausstellungen
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Verein SV Merkur Oelsnitz
Nach 95 Jahren zurück zu den Wurzeln
... aus dem Inhalt:


Sollten Sie die erste „Historikus Vogtland"-Ausgabe 2006 gelesen haben und bei Ihnen jetzt der Verdacht aufkommen, wir halten Vereine ausschließlich für Menschengruppen, die sich mit Sport beschäftigen, können wir Sie beruhigen. In den kommenden Ausgaben sind garantiert andere Themen dran. Dieses Mal haben wir uns aber für Merkur Oelsnitz entschieden, da der Verein 2006 sein 100-Jähriges feiert. Wir hoffen, alle Nichtsportler können deshalb noch mal ein Auge zudrücken.

„Der Sportverein Merkur 06 mit dem Sitz in Oelsnitz i. V. ist am 15. Mai 1906 gegründet. Er ist in das Vereinsregister einzutragen. Die Vereinsfarben sind grün-weiß, das Vereinszeichen besteht in einer Emaillenadel in den Vereinsfarben mit der Aufschrift 'Sportverein Merkur 06 (E. V.) i. V.'" Mit diesem Paragra- phen begann die neue Satzung des Sportvereins Merkur Oelsnitz vom 4. Oktober 1922. Dem ersten Punkt folgten sage und schreibe weitere 48, plus eine Schiedsgerichtsordnung, die den Vereinsbetrieb bis ins Kleinste regelten. Der Deutsche liebte es eben schon immer ein bisschen pedantisch ...

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Rätsel
Johannes Andreas Schubert / Wie heißt das Gebäude?
... aus dem Inhalt:

Als Konstrukteur und Architekt gelangte Johannes Andreas Schubert in Deutschland zu Ehren und Ansehen. Der folgende Text gibt Stationen seines Lebens wieder. Allerdings ist eine
Aussage nicht korrekt. (Die Lösung finden Sie im Heft auf Seite 23.)

Johannes Andreas Schubert wurde 1808 in Wernesgrün geboren. Die Familie lebte in ärmlichen Verhältnissen. Mit neun Jahren begleitete der Junge seinen Bruder als Holzkohleverkäufer bis in die Nähe von Leipzig. Dem zufällig vorbeifahrenden Leipziger Polizeidirektor und dessen Ehefrau tat das völlig erschöpfte Kind leid ...

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